Post by Andreas M. KirchwitzPost by Stephan GerlachPost by Andreas M. KirchwitzWer in der Stadt Auto fährt, tut dies, weil er sich leisten kann.
Oder weil er sich den ÖPNV *nicht* leisten kann, weil im Vergleich zum
Auto (sogar wenn man dort Parkgebühren dazuzählt) zu teuer.
Die Rechnung würde ich gern sehen.
Meine alte Karre braucht, wenn ich zumindest halbwegs vernünftig fahre,
ca. 5 Liter Benzin pro 100 km.
Da ich relativ wenig Auto fahre, sind das i.W. die einzigen variablen(!)
Kosten, also Kosten, die von gefahrenen Strecken abhängen.
Bei einem Benzinpreis von 2€/l ergibt das einen "Kilometerpreis" von ca.
0,10 €/km.
Beispiele für Vergleich Auto <-> ÖPNV:
1.) Fahrt mit 3 Personen Halle<->Leipzig hin und zurück am selben Tag.
a) Auto: großzugüg gerechnet 50km Hinfahrt + 50km Rückfahrt = 100 km
gesamt. Dazu kam eine Parkgebühr von 3€.
Kosten: (100 km * 0,10 €/km) + 3€ = 13€.
b) ÖPNV (S-Bahn S5 + Straßenbahn): Eine 4er-Karte + 2 Einzelkarten über
jeweils 5 Zonen im MDV kosten ca. 34,40€ + 2 * 8,60€ = 51,60€.
2.) Einzelperson fährt Leipzig<->Bad Düben hin und zurück am selben Tag.
a) Auto: Fahrtstrecke ca. 35 km Hinfahrt + 35 km Rückfahrt = 70 km.
Parken kann man kostenlos.
Kosten: 70 km * 0,10 €/km = 7€.
b) ÖPNV (Straßenbahn + Bus 196): 7,10€ + 7,10€ = 14,20€.
3.) Fahrt einer Person in Leipzig irgendwohin 10 km:
a) Auto: 10 km * 0,10 €/km = 1€.
b) ÖPNV (Straßenbahn oder Bus), Einzelkarte Zone 110: 3€.
4.) Fahrt einer Person Leipzig<->Chemnitz, nur Hinfahrt:
a) Auto: ca. 80km * 0,10€/km = 8€
b) ÖPNV (Zug), Regio120-Ticket: 17€
5.) Fahrt einer Person Leipzig<->Chemnitz, Hin- und Rückfahrt am selben Tag:
a) Auto: ca. 2 * 80km * 0,10€/km = 16€
b) ÖPNV (Zug), Sachsen-Ticket: 25€
Bemerkungen:
(A) Je mehr Fahrgäste mitfahren, desto deutlicher ist der Preisvorteil
zugunsten des Autos. Mitfahrerrabatt gibt's so gut wie kaum.
(B) Man kommt mit den Zug-Kosten u.U. nahe an die Auto-Kosten (oder
unterbietet diese sogar), wenn man die Tickets "ausreizt" in dem Sinne,
möglichst lange Strecken mit dem Zug zu fahren und nach Möglichkeit Hin-
und Rückfahrt am selben Tag zu absolvieren.
(C) Natürlich kann das Auto - v.a. auf kurzen Strecken - nochmals
unterboten werden, z.B. durch das Fahrrad.
(D) Kommt für Einzelpersonen innerhalb einer Stadt eine Parkgebühr hinzu
und ist evtl. zusätzlich die Strecke sehr lang, so daß man die 1 Stunde
Fahrzeit des 3€-110er-Tickets wirklich ausreizt, kann der ÖPNV hier u.U.
günstiger abschneiden.
Post by Andreas M. KirchwitzUnd damit ist nicht ein Exot
gemeint, das interessiert nicht, sondern für die Masse.
Selbst wenn ich ein durchschnittliches(?) Auto mit 10 l/100km (?)
Benzinverbrauch hätte, wäre das Fahren damit in vielen Fällen noch
günstiger.
Exot bin ich eher nicht; ich habe auch schon von anderen gehört "ich/wir
fahre(n) lieber mit dem Auto; das ist billiger als mit Zug/Straßenbahn/Bus".
Post by Andreas M. KirchwitzAuto fährt
man, weil man es sich leisten kann.
Genauer, du meinst vielleicht:
Ein Auto besitzt/unterhält (und dann erst 'fährt') man, weil man es sich
leisten kann.
Ja, da ist was dran - die Kosten für
Steuer/Versicherung/TÜV/Wartungskosten u.ä. sollte man nicht unterschätzen.
Post by Andreas M. KirchwitzPost by Stephan GerlachDas trifft vor allem auf Gelegenheitsfahrer zu. Wenn man z.B. hier zum
Einkaufen mit der Straßenbahn in den Innenstadt-Bereich (oder sonstwohin
in der Stadt) fahren will, dann ist Autofahren billiger, v.a. wenn man
mit mindestens einer weiteren Person unterwegs ist.
Kann ich nicht nachvollziehen. Bei Bedarf kann man sich einen
Wagen mieten, ist billiger, als selbst einen zu unterhalten.
Ist möglich.
Darum ging's in meiner Aussage, das Fahren mit dem ÖPNV sei im Vergleich
zum Fahren mit dem Auto zu teuer, allerdings nicht.
Im Übrigen könnte ich mir vorstellen, daß das Fahren mit einem Mietwagen
sogar teurer als ÖPNV ist; hier kommen ja zu den Spritkosten noch in
jedem Fall die Mietkosten als variable Kosten hinzu.
Post by Andreas M. KirchwitzKlar, eigenes Auto ist bequemer. Das ist mein Punkt.
Ist es in einigen Fällen tatsächlich.
Post by Andreas M. KirchwitzMan zahlt
freiwillig mehr, weil man den Komfort wünscht.
Für das Fahren selbst zahlt man idR nicht mehr.
Also wenn ich zu irgendeinem Zeitpunkt von A nach B will und vor der
Entscheidung stehe "nehme ich jetzt mein Auto dafür oder den ÖPNV?",
dann ist die Entscheidung für das Fahren mit dem Auto - rein aus
Kostengründen betrachtet - idR die billigere.
[...]
Post by Andreas M. KirchwitzPost by Stephan GerlachEs wäre durchaus sinnvoll, wenn man das Ticket in irgendeiner Form an
die tatsächlich zurückgelegte Strecke koppelt. Nicht jeder braucht z.B.
einen ganzen Monat lang ein Ticket für ganz Deutschland.
Das ist eine unkluge Denkweise, dadurch scheitert ÖPNV, dann nimmt
man nämlich lieber das Auto, wenn man für seine Kompromissbereitschaft,
sich für lange Strecken mit dem ÖPNV rumzuquälen, auch noch finanziell
abgestraft wird.
Die Argumentation kann man auch anders anwenden, aus Sicht der
Kurzstrecken-Nutzer:
Da man nur kurze Strecken fahren will, braucht man nicht unbedingt ein
teures Ticket für lange/viele Strecken; und wenn es sowas gibt
(vergünstigtes Ticket für kurze/wenige Strecken), dann nimmt man das
dankend an.
Wenn man z.B. für eine Fahrt von 10 Minuten Straßenbahn in Leipzig 3€
(Stundenkarte) zahlen soll, macht man das eher nicht. Wenn es jedoch
1,50€ kosten würde (hypothetische 30Minuten-Karte), würde man es sich
vielleicht überlegen.
--
Post by Andreas M. KirchwitzEigentlich sollte Brain 1.0 laufen.
gut, dann werde ich mir das morgen mal besorgen...
(...Dialog aus m.p.d.g.w.a.)